Corona-Krise: Deutscher Ferienhausverband spricht sich für eine schrittweise Öffnung des Ferienhaustourismus in Deutschland aus
Keine Reiseform ist privater als der Urlaub in einem Ferienhaus oder einer Ferienwohnung
Berlin, 20.04.2020. Es ist Zeit über eine schrittweise Öffnung des Ferienhaustourismus in Deutschland nachzudenken und entsprechende Strategien zu entwickeln, sagt der Deutsche Ferienhausverband. Bei keiner anderen Urlaubsform kann Social Distancing so gut gelebt werden wie in einem privaten Ferienhaus. Die Abstände zu anderen Wohneinheiten und damit auch zu anderen Gästen sind ausreichend groß. Die Möglichkeit, sich selbst zu versorgen, ist ein weiterer Pluspunkt. Durch die private Umgebung gibt es keine zwangsläufigen Kontaktpunkte, die zu einem erhöhten Infektionsrisiko führen würden.
„Wir erarbeiten derzeit einen Vorschlag an die Politik, in welcher Form man Ferienhäuser und Ferienwohnungen für Urlaubsgäste wieder zugänglich machen könnte.
Es braucht klare Regelungen, einen konkreten Zeitplan und am besten eine bundeseinheitliche Lösung“, sagt Michelle Schwefel, Geschäftsstellenleiterin des Deutschen Ferienhausverbands. „Regionale Vermittler und Ferienhausvermieter brauchen eine Perspektive, um zu überleben.“ Der Deutsche Ferienhausverband hat eigens dafür eine Arbeitsgruppe ins Leben gerufen, die konkrete Vorschläge und Voraussetzungen für eine Öffnung des Ferienhaustourismus in Deutschland erarbeitet.
Der DFV verweist darauf, dass ein Urlaub im Ferienhaus mit privatem Wohnen vergleichbar und grundsätzlich erst einmal nicht gefährlicher ist als ein Aufenthalt in den eigenen vier Wänden. Vorausgesetzt Urlaubsgäste halten sich an die allgemein geltenden Hygiene-, Kontakt- und Abstandsregeln. Die Anreise erfolgt in der Regel im eigenen PKW. Etliche Anbieter bieten eine kontaktlose Schlüsselübergabe an, die gründliche Reinigung vor und nach dem Aufenthalt versteht sich von selbst. Der Einkauf könnte wie in der Heimat von einer Person nach den bekannten Regeln erfolgen oder aber die Agenturen vor Ort bieten Einkaufsservices an.
„Die Urlaubsgäste wollen in erster Linie die Natur und Landschaft genießen. Es ist davon auszugehen, dass sie sich genauso verantwortungsbewusst verhalten wie in ihrer heimischen Umgebung. Ein Tapeten- und Landschaftswechsel würde eine Pause vom Corona-Alltag bringen und vor allem auch Familien entlasten, die seit Wochen unter schwierigen Bedingungen zuhause arbeiten und leben.“ Während Konzepte für Schulen, Museen und Geschäfte entwickelt werden, fällt der Ferienhaustourismus komplett unter den Tisch, kritisiert der Deutsche Ferienhausverband. „Wenn die Sommersaison auch noch ausfällt, dann ist für viele Anbieter Schluss mit der Vermietung“, warnt Schwefel.
Nicht zuletzt würde eine stufenweise Öffnung vor allem auch den regionalen Vermittlern und Kommunen vor Ort helfen, die von einer Stornierungswelle überflutet wurden. „Die Coronakrise ist wie ein Tsunami über die Tourismusbranche eingebrochen. Betroffen sind nicht nur Gastgeber und Vermittler, auch für die lokale Wirtschaft bedeutet das Verbot touristischer Übernachtungen eine Katastrophe.“ Ferienwohnungstourismus findet häufig im strukturschwachen ländlichen Raum statt. Für viele Orte ist der Tourismus die wichtigste Einnahmequelle, von dem auch Einzelhandel, Gastgewebe, Dienstleistungen und Handwerk abhängen.
„Die beliebten Regionen in Deutschland sind in privater Ferienhaushand. Ohne die unzähligen Privatvermieter wird es den Deutschlandtourismus, wie wir ihn kennen, nicht mehr geben. Der wirtschaftliche und touristische Schaden ist noch nicht absehbar. Es zählt jede Buchung, um Existenzen zu sichern und Arbeitsplätze zu erhalten. 100.000 Betten stehen auf dem Spiel“, erklärt Schwefel. Zum Großteil dürfen nicht einmal Zweitwohnungsbesitzer in ihre Ferienhäuser. Ein Unding nach Auffassung des Verbands.
Zuletzt wurden Stimmen aus der Politik laut, die von einer Buchung des Sommerurlaubs pauschal abrieten oder eine Verkürzung der Sommerferien ins Spiel brachten. „Das ist nicht hilfreich und ignoriert komplett die Nöte, in der touristische Betriebe durch die behördlichen Verbote und Anordnungen stecken. Es ist klar, dass eine Lockerung nur schrittweise und kontrolliert erfolgen kann, um das Virus im Blick zu behalten und dafür zu sorgen, dass die beliebten Urlaubsregionen nicht von Touristen überrannt werden. Die intensivmedizinische Versorgung in den Regionen muss weiterhin gewährleistet sein. Unreflektierte Pauschalaussagen, wie sie zuletzt getroffen wurden, schaden allerdings der gesamten Branche und sorgen für zusätzliche Verunsicherung. Es bedarf einer sachlichen Diskussion mit einer klaren Abwägung der Interessen und der zu erwartenden negativen und positiven Auswirkungen. Es ist schlicht unsachlich, wenn man alle touristischen Reisen über einen Kamm schert. Wenn man zu der Überzeugung kommt, dass Flüge noch ein zu hohes Risiko darstellen, muss das ja nicht zugleich heißen, dass man auch die Anreise mit dem Auto verbieten muss. Und die Gefahr der Ansteckung in einem Ferienhaus ist per se nicht höher als zuhause, wenn man sich an die allgemein gültigen Kontaktbeschränkungen hält.“