Größter Branchenverband im Ferienhaussegment fordert eine bundeseinheitliche Restart-Strategie unter Berücksichtigung des Art. 3 GG und den Ausbau der Hilfen auf alle Tourismusakteure

Berlin, 12.02.2021. Auf dem Bund-Länder-Gipfel wurde die Verlängerung des Lockdowns bis 07. März 2021 beschlossen und damit auch das Verbot der touristischen Übernachtungen fortgesetzt. Wie es für die Branche weitergehen soll, wurde nicht thematisiert. Der Deutsche Ferienhausverband hat sich nun mit einem offenen Brief an die zuständigen Bundes- und Landesminister gewandt. Was die Branche jetzt braucht, ist eine verlässliche Perspektive und eine bundeseinheitliche Öffnungsstrategie, heißt es in dem Schreiben.

Die Kernforderungen im Überblick:

  • Umgehende Initiierung eines Tourismusgipfels, um mit der Tourismusbranche ein bundesweites Neustartkonzept für den Tourismus zu beraten
  • Eine Perspektive für Ferienhausvermieter mit einem Neustart bereits zu den Osterferien 2021
  • Berücksichtigung des Gleichheitsgrundsatzes nach Art. 3 GG: Dieser erfordert, dass eine klare Unterscheidung zwischen Ferienhausurlaub als autarke und sichere Urlaubsform und anderen Unterkunftsformen getroffen werden muss. Nach sachlichen Kriterien sind Ferienhäuser und Ferienwohnungen bei den Öffnungen vorzuziehen.
  • Ausweitung der Hilfen auf die Zielgruppe der Privatvermieter und gewerbliche Vermieter, die bisher keine Ansprüche geltend machen können

„Das Ergebnis der letzten Bund-Länder-Runde ist eine einzige Enttäuschung“, sagt Göran Holst, Vorsitzender des Deutschen Ferienhausverbands. „Statt das dringend ersehnte Konzept vorzulegen, zu welchen Bedingungen der Tourismus in Deutschland wieder starten kann, verweisen Bund und Länder auf das nächste Treffen am 07. März. Die Politik lässt eine ganze Branche im Regen stehen.“

Einige Bundesländer haben verstanden, wie wichtig eine Perspektive für Gastgeber ist und eigene Öffnungskonzepte entwickelt. Allerdings droht nun eine Neuauflage des Flickenteppichs aus sechzehn unterschiedlichen Verordnungen. Das hat bereits 2020 zu großer Verunsicherung bei Gastgebern und Urlaubern geführt. „Politik und Branchenvertreter müssen sich an einen Tisch setzen und gemeinsam eine Öffnungsstrategie auf den Weg bringen. Deshalb fordern wir einen Tourismusgipfel“, sagt Holst.

Die Ferienhausbetreiber haben bereits geliefert: Gastgeber und Vermittler haben tragfähige Hygienekonzepte entwickelt und umgesetzt, um für die Sicherheit von Gästen und Einheimischen zu sorgen. „Kontaktlose Schlüsselübergabe und Zahlung, dazu eine völlig autarke Versorgung und Anreise mit dem PKW machen Ferienwohnungen zu einer sicheren Urlaubsform, die auch während einer Pandemie Erholung erlaubt“, erklärt Holst. „Kontakte und Begegnungen mit anderen Gästen oder Service-Personal finden nicht statt.“ Nach Auffassung des DFV muss all dies dazu führen, dass Ferienwohnungen bei den Öffnungen früh berücksichtigt werden.

„Wir sehen eindeutig den Gleichheitsgrundsatz gemäß Art. 3 Grundgesetz verletzt, wenn Ferienwohnungen gemeinsam mit nicht-autarken Unterkunftsformen in der Öffnungsdebatte hintangestellt werden. Wir fordern eine sachliche Bewertung nach objektiven Kriterien, wie dies bereits in anderen Bereichen gemacht wird“, sagt Holst. Wie sich der Einzelhandel in verschiedene Branchen untergliedert, können auch Beherbergungsformen nach objektiven Gesichtspunkten unterschieden werden. Es spricht demnach nichts gegen eine frühzeitigere Öffnung von Ferienwohnungen.

Eine weitere Kernforderung des DFV: Hilfslücken schließen. „Seit drei Monaten sind touristische Reisen untersagt. Die vielgepriesenen Hilfsmaßnahmen für den Tourismussektor fließen verspätet und kommen nicht bei allen an. Private Vermieter von Ferienhäusern und Ferienwohnungen haben keinen Anspruch auf Corona-Hilfen. Dabei stellen sie einen der größten Wirtschaftsfaktoren des Deutschlandtourismus dar. Uns erreichen täglich Hilferufe von Vermietern, die in ihrer Existenz bedroht sind. Die Kosten laufen weiter, die Einnahmen bleiben aus“, ergänzt Holst. „Wir fordern, dass private Vermieter von Ferienhäusern, die gleichen Hilfen beanspruchen können wie alle anderen Akteure im Reisemarkt.“

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Offener Brief Neustart Konzept

 

Ferienhaustourismus als Wirtschaftsfaktor
Deutschland ist eine Ferienwohnungsdestination. Im Vergleich zu anderen Unterkunftskategorien wächst der Ferienhausmarkt überdurchschnittlich, wie eine Hochrechnung aus dem Januar 2020 belegt. Jede vierte Urlaubsübernachtung findet in Deutschland in einer Ferienwohnung statt. Es ist davon auszugehen, dass im Ferienhausmarkt mittlerweile rund 155 Übernachtungen pro Jahr in gewerblichen und privaten Ferienhäusern und Ferienwohnungen stattfinden. Rund 108 Millionen entfallen dabei auf den privaten Sektor mit Anbietern von weniger als zehn Betten (Quelle: > Pressemitteilung DFV).